Wiederkehrende Infekte der Nasennebenhöhlen und immer schlapp: Für manche sind Husten, Schnupfen und Halsschmerzen anhaltende Begleiter. Bedeutet ständig krank zu sein, dass man ein schwaches Immunsystem hat? Oder gibt es Menschen, die besonders anfällig für Erkältungen sind? Die Faktoren sind vielfältig. Die Hauptursache liegt jedoch in einer chronischen Aktivierung des Immunsystems – die niedriggradige Entzündung. Was ist das?


Wichtigstes Ziel: Regulierung des Immunsystems

Das Immunsystem ist wie eine Unfallversicherung. Im Notfall von Vorteil, aber besser wäre, davon nie Gebrauch machen zu müssen. Unser Abwehrsystem bewahrt uns unzählige Male vor dem sicheren Tod, fordert aber auch seinen Preis. Das Immunsystem nutzt alle Sinne, um Gefahren zu erkennen. Glaubt es eine solche erkannt zu haben, reagiert es je nach Interpretation des Signals, mit einer mehr oder weniger starken Entzündung. Entzündung ist ein lebensnotwendiger Schutz und gleichzeitig der Beginn des Heilungsprozesses. Die klassischen äußerlichen Entzündungszeichen sind Schmerz, Wärme, Rötung, Schwellung und Bewegungseinschränkung wie z. B. bei einem Bänderriss im Sprunggelenk.[1] Ohne die Fähigkeit, gezielt und angepasst zu entzünden, würden wir an einer kleinen Schnittwunde sterben. Darum muss man zuerst verstehen, was genau eine Entzündung ist, was sie bewirkt und wann sie gewollt bzw. schädlich ist. Durch Toxine, Infektionen (Bakterien, Viren oder Pilze), Gewebefehlbelastung bzw. Gewebestress (Kreuzbandriss, Schnittwunde) oder auch Verbrennungen und Erfrierungen entsteht eine innerliche oder äußerliche Verletzung. Der Körper reagiert mit einer starken Entzündung, um die Infektion zu bekämpfen, die Wunde zu heilen oder den Körper an eine neue Situation anzupassen bzw. die alte Balance wiederherzustellen. Die Dauer einer Entzündung unter optimalen Bedingungen beträgt ca. vier bis sechs Tage.[1]

Ständig erkältet: wie unser modernes Leben unser Immunsystem schwächt

Die Entzündungsreaktion des Immunsystems wird beginnend über die Gefahrenantennen (Toll-Like-Rezeptoren) an der Zellaußenwand (Zellmembran) bis zur DNA im Zellkern aktiviert. [2] Diese Rezeptoren reagieren nicht nur auf die oben erwähnten evolutionär alt bekannten Reize, sondern auch auf neue Signale wie Substanzen in Nachtschattengewächsen (Kartoffeln), Transfette oder im Blut zirkulierende Fette, vor allem aus dem Bauchfett. Langfristiger psychoemotionaler Stress kann ebenfalls ein Auslöser sein. [3] Einer der wichtigsten Auslöser ist allerdings die Nahrungsaufnahme.

Abbildung  1: Die Abbildung zeigt die möglichen Auslöser einer Entzündungsreaktion und die Gründe, warum der Organismus mit einer Entzündung reagiert. Bei einem pathologischen Heilungsverlauf kann es dann zu Erkrankungen kommen.[4]

Niedriggradige Entzündungen als Folge “falscher” Signale

Wie stark das Immunsystem dabei aktiviert wird, hängt von der Darmflora, Art der Nahrung und natürlich der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme ab. Diese »falschen« Signale erreichen aber nicht die notwendige Reizstärke, die zwingend notwendig ist, damit die Entzündungsreaktion gezielt gestartet und dann wieder beendet werden kann. [5] [6] Es kommt dann in Folge zur häufigsten Störung im Körper eines modernen Menschen: der niedriggradigen Entzündung. Oft wird diese Entzündungsaktivität durch weiteres Fehlverhalten über Monate und Jahre aufrechterhalten. Wie die Glut eines Lagerfeuers, die man nie ganz erlöschen lässt, schwelt auch die Entzündung dahin. So erzeugt sie gewissermaßen viel schädlichen Rauch, aber nie wirklich eine gute Hitze und verbraucht Unmengen an Energie.

Diese Energie muss von anderen Organen »gestohlen« werden. Vom Energiemangel als erstes betroffen, sind das Bindegewebe (Sehnen, Bänder, Haut) und alle Organe, die nicht für das direkte Überleben notwendig sind.[7] [8] Von diesem Energieumverteilungsprozess sind vor allem der Darm (Verdauungsstörungen), die Fortpflanzungsorgane, die Muskulatur (Bewegungsunlust, Verletzungsgefahr), das Gehirn (sozialer Rückzug) [9] und die allgemeine psychische Widerstandskraft (Depression) [10] [11] [12] betroffen. Dieses evolutionäre Verhalten ist mit einem einzigen Ziel verbunden: Energie sparen und weitere Schäden vermeiden.[13]

Abbildung  2: Der Energieverbrauch in Ruhe und das Organgewicht prozentual am Körpergewicht ist in der Tabelle ersichtlich. Auffallend ist, dass die inneren Organe 69 Prozent der Energie in Ruhe verbrauchen. Von diesen 69 Prozent wird der Großteil in Körperwärme umgewandelt, wodurch die Aufrechterhaltung einer stabilen Körpertemperatur in Ruhe (36,5 Grad Celsius) erst möglich ist.[14] Diese Verteilung verändert sich deutlich, sobald z. B. die Muskulatur und die Lungen oder das Immunsystem aktiviert werden.[15]

Die wichtigsten Ursachen für die Entstehung einer niedriggradigen Dauerentzündung

  • Durchlässige Darm-, Haut- oder Lungenbarrieren
  • Erhöhte Mahlzeitenfrequenz
  • Ungünstige Darmbakterienflora
  • Umweltbelastungen, Lärm, Smog
  • Ungelöste psychische Probleme
  • Mangel an Bewegung
  • Zufuhr von schlechten Fetten (Omega 6, Transfette)
  • Hochkalorische Nahrungsmittel
  • Zucker
  • Bauchfett

Eine jahrelange niedriggradige Entzündung stellt die Basis für grippale Infekte oder auch moderne Erkrankungen dar. [13] Für ein glückliches, energiegeladenes und gesundes Leben ist eine Beruhigung unseres Abwehrsystems eine zwingend notwendige Maßnahme.

Brokkoli hilft durch seine große Menge an Antioxidantion auf natürliche Wiese das Immunsystem zu stärken. Ähnlich wirkt auch Blumenkohl.

Die richtige Ernährung für ein starkes Immunsystem

Für die Verbesserung eines chronischen Entzündungszustands ist die richtige und ausgewogene Ernährung das Wichtigste. Wer ständig erkältet ist, kann zum Beispiel mit Brokkoli auf natürliche Weise das Immunsystem stärken. Denn Brokkoli oder auch Blumenkohl enthalten eine große Menge an Antioxidantien (wie zum Beispiel Guthation oder Cholin). Neben Vitamin C helfen diese oxidativen Stress zu reduzieren und den Körper so resistenter gegen Erkältungsviren und andere Bakterien zu machen. Kombinationen von Kurkuma [16], Knoblauch [17], Rotwein, Beeren [18][19] Kohlgemüse [20] mit allen ihren Inhaltsstoffen können entzündungsauslösende Faktoren hemmen.

Bei Menschen, die im Winter ständig erkältet sind, kann dies auch daran liegen, dass in der dunklen Jahreszeit Grippeviren durch Vitamin D Mangel leichter Einzug erhalten. Vitamin D stimuliert im Gehirn einen Bereich, der Botenstoffe aussendet, die Einfluss auf zum Beispiel die Körpertemperatur oder die Ausschüttung von Hormonen haben. Zu diesen Hormonen zählen das unter anderem das Stresshormon Cortisol und auch Melatonin, das die „innere Uhr“ steuert und sich auf den Biorhythmus auswirkt (wann fühlt man sich müde). Bei einem Mangel an Vitamin D steigt der Stresslevel (über Cortisol), was dazu führt, dass man sich müde und antriebslos (durch gesteigerte Melatonin-Werte) fühlt und das Immunsystem belastet. Die Folge: man wird schneller krank.

Die Erkältung schnell loswerden: hilfreiche, artgerechte Lebensmittel

  • Eier
  • Kräuter
  • Meeresfrüchte und Schalentiere
  • Nüsse
  • Pilze
  • Tomaten
  • Trauben
  • Tropische Früchte, besonders Mango, Papaya, Kiwi
  • Ananas
  • Wildfleisch
  • Zwiebel

Nahrung als Medizin: diese Lebensmittel wirken heilend

  • Avocado
  • Basilikum
  • Beeren
  • Blüten
  • Brokkoli
  • Kurkuma
  • Fermentiertes Gemüse
  • Grüner Tee
  • Grünes Blattgemüse
  • Honig
  • Ingwer
  • Knoblauch
  • Kohlgemüse
  • Koriander
  • Kreuzkümmel
  • Meeresfisch
  • Olivenöl
  • Petersilie
  • Pinienkerne
  • Rotwein
  • Schwarzer Pfeffer
  • Schwarzer Tee
  • Spargel
  • Thymian

Bestimmte Nahrungsmittel, wie Knoblauch oder grünes Blattgemüse, wirken bei einer Erkältung heilend wie Medizin und helfen diese schneller loszuwerden.

Literatur:

  1. Broughton G., Janis J. E., Attinger C. E.: The Basic Science of Wound Healing. Plast Reconstr Surg. 2006;117.
  2. Sternberg E. M.: Neural Regulation of Innate Immunity: A Coordinated Nonspecific Host Response to Pathogens. Nat Rev Immunol. 2006;6.
  3. Wells J. C.: The Evolution of Human Adiposity and Obesity: Where Did It All Go Wrong? Dis Model Mech. 2012; 5.
  4. Medzhitov R.: Origin and Physiological Roles of Inflammation. Nature. 2008; 454.
  5. Egger G., Dixon J.: Inflammatory Effects of Nutritional Stimuli: Further Support for the Need for a Big Picture Approach to Tackling Obesity and Chronic Disease. Obes Rev. 2010; 11.
  6. Egger G., Dixon J.: Non-nutrient Causes of Low-grade, Systemic Inflammation: Support for a ‚canary in the Mineshaft‘ View of Obesity in Chronic Disease. Obes Rev. 2011; 12.
  7. Straub R. H.: Concepts of Evolutionary Medicine and Energy Regulation Contribute to the Etiology of Systemic Chronic Inflammatory Diseases. Brain Behav Immun. 2011;
  8. Straub R. H., Cutolo M., Buttgereit F., Pongratz G.: Energy Regulation and Neuroen-docrine-immune Control in Chronic Inflammatory Diseases. J Intern Med. 2010; 267.
  9. Haroon E., Raison C. L., Miller A. H.: Psychoneuroimmunology Meets Neuropsychopharmacology: Translational Implications of the Impact of Inflammation on Behavior.Neuropsychopharmacolog. 2012; 37.
  10. Peters A., Schweiger U., Pellerin L., et al: The Selfish Brain: Competition for Energy Resources. Neurosci Biobehav Rev. 2004; 28.

  1. Peters A., Langemann D.: Build-ups in the Supply Chain of the Brain: On the Neuroenergetic Cause of Obesity and Type 2 Diabetes Mellitus. Front Neuroenergetics.2009; 1.
  2. Fehm H. L., Kern W., Peters A.: The Selfish Brain: Competition for Energy Resources. Prog Brain Res. 2006; 153.
  3. Ottaviani E., Malagoli D., Capri M., Franceschi C.: Ecoimmunology: Is There Any Room for the Neuroendocrine System? Bioessays. 2008; 30.
  4. Pruimboom L.: Physical Inactivity Is a Disease Synonymous for a Non-permissive Brain Disorder. Med Hypotheses. 2011; 77.
  5. Lochmiller R. L., Deerenberg C.: Trade-offs in Evolutionary Immunology: Just What Is the Cost of Immunity? Oikos. 2000; 88.
  6. Bengmark S.: Curcumin, An Atoxic Antioxidant and Natural NF B, Cyclooxygenase-2, Lipooxygenase, and Inducible Nitric Oxide Synthase Inhibitor: A Shield Against Acute and Chronic Diseases. Journal of Parenteral and Enteral Nutrition. 2006; 30.
  7. Parcell S.: Sulfur in Human Nutrition and Applications in Medicine. Alternative Medicine Review. 2002;7.
  8. Moon Y. J., Wang X., Morris M. E.: Dietary Flavonoids: Effects on Xenobiotic and Carcinogen Metabolism. Toxicol in Vitro. 2006; 20.
  9. Shukitt-Hale B., Lau F. C., Joseph J. A.: Berry Fruit Supplementation and the Aging Brain. J Agric Food Chem. 2008; 56.
  10. Riso P., Martini D., Visioli F., et al: Effect of Broccoli Intake on Markers Related to Oxidative Stress and Cancer Risk in Healthy Smokers and Nonsmokers. Nutr Cancer. 2009;61.

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