Kuscheln ist nicht nur gut für unser Wohlbefinden, sondern bringt noch viele weitere positive Effekte für unsere Gesundheit mit sich. Denn das Hormon Oxytocin, welches gebildet wird, wenn wir engen Körperkontakt haben, spielt eine wichtige Rolle in der Regulation des Immunsystems, reduziert Stress, fördert soziales Verhalten und zeigt eine angstlösende Wirkung.


Was ist das Kuschelhormon?

Oxytocin ist vor allem bekannt aus der Schwangerschaft, denn Funktionen wie die Stimulation von Wehen während der Geburt und die Abgabe der Milch an das Kind, werden bei der Mutter durch Oxytocin gesteuert. Es stärkt darüber hinaus die Mutter-Kind-Bindung und verändert das väterliche Verhalten gegenüber dem Neugeborenen. [1]

Das Kuschelhormon nimmt letztlich einen erheblichen Einfluss auf unser Verhalten in der uns umgebenden Welt. Mit Anstieg des Oxytocin-Spiegels steigt auch die soziale Kontaktfreudigkeit und Bindungen werden gestärkt – nicht nur in Beziehungen, Familie und bei Freunden, sondern auch gegenüber Unbekannten. Zudem nimmt die soziale Kommunikation zu und das Empathievermögen bei Männern wird verbessert. [1] [2] Ebenso spielt Oxytocin bei der Entwicklung von Vertrauen eine wichtige Rolle [3], weshalb es häufig auch mit Begriffen wie „Ruhe“ und „Liebe“ in Verbindung gebracht und als das „Liebes-Hormon“ bezeichnet wird. [2] Daraus ergeben sich ebenfalls Effekte auf unser Liebesleben, denn Oxytocin erhöht die romantische Anziehungskraft und trägt dazu bei, die Treue in monogamen Beziehungen zu fördern.[4] Hinzu kommt, dass durch einen erhöhten Oxytocin-Spiegel auch Angst reduziert wird.[5]

Warum nennt man Oxytocin auch das Kuschelhormon? 

Oxytocin nennt man auch deshalb das Kuschelhormon, weil es durch Haut-zu-Haut-Kontakt (skin to skin) produziert wird. Dies ist vor allem für Kinder wichtig, denn die Nähe zur Mutter und natürlich auch zum Vater reduziert das Stresslevel enorm. Dies macht man sich auch therapeutisch bei Frühchen zunutze, die in einem Inkubator häufig keinen direkten Kontakt zu ihren Eltern haben. Hier reichen schon 60 Minuten täglicher Körperkontakt, um die Entwicklung des Kindes zu verbessern und die Beunruhigung der Eltern deutlich zu reduzieren.[6]

Unser Oxytocin-Spiegel steigt, wenn wir uns häufig in einer Gemeinschaft umgeben, in einer Partnerschaft leben und viel engen Körperkontakt haben. 

Zwischenmenschliche Beziehungen – darum sind sie so wichtig (Immunsystem)

Zwischenmenschliche Beziehungen haben einen deutlichen Einfluss auf unseren Oxytocin-Spiegel. Halten wir uns häufig in einer Gemeinschaft auf, erfreuen uns an unserer Partnerschaft und erleben dadurch viel engen Körperkontakt, so steigt unser Oxytocin- Spiegel an. [3] [7] Dies ist für unser Immunsystem von großer Bedeutung, denn Oxytocin spielt eine wichtige Rolle in der Regulation der Immunfunktionen [8]  und besitzt eine entzündungshemmende Wirkung[5] Gerade in unserer modernen Gesellschaft kann Oxytocin so Einfluss auf die „Ursache der Ursachen“ vieler Zivilisationserkrankungen nehmen: der chronisch niedriggradigen Entzündung .[9] Hinzu kommt, dass auch Alterungsprozesse durch eine chronisch niedriggradige Entzündung beschleunigt werden und von Oxytocin profitieren.[10]

Warum ist Oxytocin für unsere Gesundheit wichtig? 

Die Antwort lautet ja. Das Besondere am Waldbaden ist, dass man keine besonderen Geräte, Bekleidung, Medikamente oder Therapiekonzepte benötigt, um einen positiven Effekt zu erzielen. Studien haben gezeigt, dass schon der bloße Anblick eines Naturbildes, wie z. B. eines Baums, unseren Stresspegel reduzieren kann [2]. Machen wir es also nicht schwerer als es ist und befolgen die erste Grundregel des Waldbadens: Es gibt keine Regeln. Der Wald ist ein Ort, an dem man Mensch sein darf, ohne Leistungsgedanken. Es kommt nicht darauf an, wie weit oder wie schnell man läuft oder ob man überhaupt läuft. Es geht vielmehr darum, den Alltag hinter sich zu lassen, abzuschalten und die Ruhe im Grün zu genießen.

Möchte man jedoch gezielt Krankheiten verbessern, so sollte man sich zunächst bei einem professionellen Guide informieren, welche Hinweise es aus der Forschung gibt um verstärkt vom Waldbaden zu profitieren.

Ist die Lösung für ein gesundes Leben also etwas mehr Liebe, Ruhe und Vertrauen?

Wie kann ich meinen Oxytocin-Spiegel natürlich erhöhen?

Wie schon beschrieben, hilft es schon regelmäßig positive soziale Kontakte zu pflegen, ein Essen in guter Gesellschaft zu genießen, etwas mehr zu kuscheln, zu lieben und die schönste Nebensache der Welt zu praktizieren, um den Oxytocin- Spiegel zu erhöhen. Leider hat man aber nicht immer einen Partner, mit dem man dies teilen kann oder man leidet unter Spannungen im sozialen Umfeld. Doch es gibt natürlich weitaus mehrere Wege, um die Oxytocin-Produktion zu stimulieren. Von Yoga [12] [13] und verschiedenen Formen der Meditation [14] über beruhigende Musik [15]warme Temperaturen [16]Massagen [17] und dem Halten von Hunden und anderen Haustieren [18] gibt es viele Möglichkeiten.

Soziale Beziehungen pflegen: 3 Tipps

  • Augen- statt Körperkontakt. Einer nahestehenden Person für 5-10 Minuten tief in die Augen schauen und wirken lassen. Das erhöht die Oxytocin-Ausschüttung.
  • Mit der/dem PartnerIn: Nackt kuscheln erhöht ebenfalls die Oxytocinmenge und beruhigt.
  • Quality Time schaffen: Gemeinsame Gespräche führen und Pläne schmieden über zukünftige Ziele, Reisen und Entwicklungen. 

Oxytocin – das „Fairplay“-Hormon

Eine sehr spannende und einfach umzusetzende Intervention stellt das intermittierende Trinken dar. Ein milder Durst stimuliert ebenfalls die Produktion von Oxytocin. Hierbei geht es nicht darum, die Menge an Wasser zu reduzieren, sondern allein die Frequenz. Denn wenn man einen milden Durst entwickelt hat, sollte man so viel Flüssigkeit (und das bedeutet vorzugweise Wasser) trinken, bis das Durstgefühl nachlässt. Interessanterweise zeigt sich dieses Trinkverhalten bei Naturvölkern, Kleinkindern und allen anderen Säugetieren. Lediglich der Erwachsene, „verwestlichte“ Mensch bildet hier eine Ausnahme. Oxytocin ist in der Natur eine Art „Fairplay“-Hormon, denn es erlaubt Fleisch- wie auch Pflanzenfressern gleichzeitig am Wasserloch zu stehen ohne, dass ein Jagdverhalten einsetzt und sich die „Schwächeren“ aus Angst nicht herantrauen. Intermittierendes Trinken stellt also einen der günstigsten Wege dar, um das Sozialverhalten und soziale Bindungen zu verbessern, Stress zu reduzieren, Ängste abzubauen, Appetit zu regulieren und Entzündungen zu verringern.[5]

Rezept-Inspiration

Ein leckeres, gesellschaftstaugliches Rezept für die nächste Kaffeerunde: Bananenbrot.

Literatur:

  1.  Maejima, Y., Yokota, S., Nishimori, K., & Shimomura, K. (2018). The Anorexigenic Neural Pathways of Oxytocin and Their Clinical Implication. Neuroendocrinology, 107(1), 91–104. https://doi.org/10.1159/000489263
  2. Esch, T., & Stefano, G. B. (2005b). The neurobiology of love. Neuroendocrinology Letters, 26(3), 175–192. https://doi.org/10.2174/157340005774575037
  3. Esch, T., & Stefano, G. B. (2011). The neurobiological link between compassion and love. Medical Science Monitor, 17(3), 21. https://doi.org/10.12659/msm.881441
  4. Marazziti, D., Dell’Osso, B., Baroni, S., Mungai, F., Catena, M., Rucci, P., … Dell’Osso, L. (2006). A relationship between oxytocin and anxiety of romantic attachment. Clinical Practice and Epidemiology in Mental Health, 2, 28. https://doi.org/10.1186/1745-0179-2-28
  5. Pruimboom, L., & Reheis, D. (2016). Intermittent drinking, oxytocin and human health. Medical Hypotheses, 92, 80–83. https://doi.org/10.1016/j.mehy.2016.04.043
  6. Vittner, D., McGrath, J., Robinson, J., Lawhon, G., Cusson, R., Eisenfeld, L., … Cong, X. (2018). Increase in Oxytocin From Skin-to-Skin Contact Enhances Development of Parent-Infant Relationship. Biological research for nursing, 20(1), 54–62. https://doi.org/10.1177/1099800417735633
  7. Esch, T., & Stefano, G. B. (2005a). Love promotes health. Neuroendocrinology Letters, 26(3), 264–267.
  8. Li, T., Wang, P., Wang, S. C., & Wang, Y. F. (2017). Approaches mediating oxytocin regulation of the immune system. Frontiers in Immunology, 7(JAN), 1–9. https://doi.org/10.3389/fimmu.2016.00693
  9. Straub, R. H., & Schradin, C. (2016). Chronic inflammatory systemic diseases: An evolutionary trade-off between acutely beneficial but chronically harmful programs. Evolution, Medicine, and Public Health, 2016(1), 37–51. https://doi.org/10.1093/emph/eow001

  1. Vasto, S., Candore, G., Balistreri, C. R., Caruso, M., Colonna-Romano, G., Grimaldi, M. P., … Caruso, C. (2007). Inflammatory networks in ageing, age-related diseases and longevity. Mechanisms of Ageing and Development, 128(1), 83–91. https://doi.org/10.1016/j.mad.2006.11.015
  2. Straub, R. H. (2014). Systemic disease sequelae in chronic inflammatory diseases and chronic psychological stress: comparison and pathophysiological model. Annals of the New York Academy of Sciences, 1318(1), 7–17. https://doi.org/10.1111/nyas.12409
  3. Jayaram, N., Varambally, S., Behere, R. V., Venkatasubramanian, G., Arasappa, R., Christopher, R., & Gangadhar, B. N. (2013). Effect of yoga therapy on plasma oxytocin and facial emotion recognition deficits in patients of schizophrenia. Indian Journal of Psychiatry, 55(7), S409-13. https://doi.org/10.4103/0019-5545.116318
  4. Zope, S., & Zope, R. (2013). Sudarshan kriya yoga: Breathing for health. International Journal of Yoga, 6(1), 4. https://doi.org/10.4103/0973-6131.105935
  5. Mascaro, J. S., Darcher, A., Negi, L. T., & Raison, C. L. (2015). The neural mediators of kindness-based meditation: A theoretical model. Frontiers in Psychology, 6(FEB). https://doi.org/10.3389/fpsyg.2015.00109
  6. Nilsson, U. (2009). Soothing music can increase oxytocin levels during bed rest after open-heart surgery: A randomised control trial. Journal of Clinical Nursing, 18(15), 2153–2161. https://doi.org/10.1111/j.1365-2702.2008.02718.x
  7. Uvnäs-Moberg, K. (1998). Oxytocin may mediate the benefits of positive social interaction and emotions. In Psychoneuroendocrinology (Bd. 23, S. 819–835). https://doi.org/10.1016/S0306-4530(98)00056-0
  8. Uvnäs-Moberg, K., Handlin, L., & Petersson, M. (2014). Self-soothing behaviors with particular reference to oxytocin release induced by non-noxious sensory stimulation. Frontiers in Psychology, 5(OCT), 1–16. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2014.01529
  9. Odendaal, J. S. J., & Meintjes, R. A. (2003). Neurophysiological correlates of affiliative behaviour between humans and dogs. Veterinary Journal, 165(3), 296–301. https://doi.org/10.1016/S1090-0233(02)00237-X

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